Ich gebe es zu: Es war Liebe auf den ersten Blick! Ich habe schon sehr lange auf eine Gibson J45 geschielt und es mir immer wieder verkniffen. Ich habe außenrum gekauft z.B. meine Epiphone J45. Aber eine echte Gibson J45? Ist mir irgendwie viel zu teuer. Aber dann wurde die J45 50s Faded vorgestellt und ich konnte nicht mehr widerstehen und habe zugeschlagen. Habe ich es bereut? Nicht wirklich. Ist die Gitarre perfekt? Auch nicht wirklich. Und genau diese Stärken und Schwächen möchte ich heute mit dir teilen.
3 Versuche bis zur passenden Gitarre
Ja, du hast richtig gelesen: Ich habe 3 Versuche gebraucht, bis ich eine funktionierende Gitarre hatte und auch die hatte so manche Schwäche, die mich erstaunt zurückgelassen hat. Das erste Exemplar hatte einen defekten Tonabnehmer, das zweite Exemplar einen B-Tuner der nach jedem Bending einen Halbton nach unten gestimmt hat. Und dann kam Exemplar Nummer 3 mit der Post, ich habe es ausgepackt und dann ein seltsames Geräusch vernommen. Ist da etwa ein Plek in der Gitarre? Nein, tatsächlich war es ein Stück Holz, das wohl beim Bohren des Gurtpin Lochs hinten herausgebrochen (?) ist.

Ich muss sagen: So etwas habe ich auch noch nicht erlebt! Die Verarbeitungsqualität von Gibson ist ja berühmt berüchtigt, aber damit habe ich nicht gerechnet. So viel mal zum Negativen. Jetzt kommen wir aber zum Instrument und ja, ich habe diese Gitarre immer noch und ich liebe sie!
Gibson J45 50s Faded: auspacken und verlieben
Der Moment, in dem man eine J45 50s Faded auspackt bleibt wahrscheinlich den meisten in Erinnerung. Es startet mit dem Duft. Dieser unglaubliche Duft. Ich weiss, das klingt irgendwie lächerlich, denn wir unterhalten uns hier über eine Gitarre. Aber was auch immer Gibson in diesen Koffer packt: ich liebe es. Und wenn man den Koffer schließlich öffnet und diese wunderschöne Gitarre sieht, dann gilt eigentlich das Motto der Borg: Resistance is futile – Widerstand ist zwecklos.
Dieser wunderschöne Farbverlauf, das matte Finish, die Retro Tuner, das große Schlagbrett – einfach ein Traum. Auch der Steg der Gitarre mit dem gemaserten Holz ist einfach wunderschön. Deshalb war es für mich auch jedes Mal ein Akt der Überwindung eine Gitarre zu reklamieren und dann warten zu müssen, bis eine neue kommt (mit der Hoffnung, dass diese dann wirklich passt!)

Und dann kam für mich ein weiterer Moment, der mich dazu gebracht hat die J45 50s Faded nicht mehr aus der Hand zu legen: ich habe sie am Hals gepackt und hochgehoben. Und diese Gitarre ist eine Feder! Ich habe sie mit der Kofferwaage gewogen und das Gewicht liegt bei 1,8kg. Für mich ist das ein absoluter Traum, denn ich stehe am Abend vier bis fünf Stunden auf der Bühne. Meine Yamaha FGX5 mit 2,2kg ist schon genial, aber die Gibson J45 50s Faded mit 1,8kg toppt das noch einmal. Im Vergleich: Das Epiphone Modell der J45 bringt knapp 2,5 Kilo auf die Waage!
Gibson J45 50s Faded Specs
Hier einmal kurz ein Überblick über die Specs der Gitarre:
Merkmal | Details |
---|---|
Korpusform | Round Shoulder (J-45) |
Decke | Massive AA-Grade Sitka-Fichte |
Boden & Zargen | Massives Mahagoni |
Binding | Mehrlagig auf der Decke, einlagig auf dem Boden |
Verstrebung | Traditionelles handgeschnitztes X-Bracing |
Hals | Einteiliges Mahagoni mit „Rounded“ Profil |
Griffbrett | Palisander mit 20 Bünden und 12″ Radius |
Griffbretteinlagen | Perlmutt Dots |
Mensur | 628,65 mm (24,75″) |
Sattel | Knochen, Breite 43,8 mm (1,725″) |
Mechaniken | Gotoh mit weißen Knöpfen, Übersetzung 14:1 |
Steg | Traditionelle „Belly Up“ Form aus Palisander mit Knochenstegeinlage |
Schlagbrett | 50er Jahre Stil Tortoise |
Lackierung | Handgesprühte, dünne Nitrocellulose in Faded Vintage Sunburst (mattes Finish) |
Tonabnehmer | L.R. Baggs Element VTC aktives Piezo-Tonabnehmersystem mit Lautstärke- und Tonregler im Schallloch |
Saiten | Gibson Light .012 – .053 |
Zubehör | Inklusive Gibson USA Koffer und Zertifikate |
Gibson J45 50s Faded: Der Klang
Kommen wir zum vielleicht wichtigsten Merkmal einer Gitarre: Der Sound! Und der ist brachial! Wenn man seine Augen schließt und an den Sound einer Akkustikgitarre denkt, dann ist es eben genau dieser J45 Sound. Und der Vorteil an der Faded Version ist, dass sie eben nicht den dicken Lack hat, sondern nur ein ganz dünnes Finish. Deshalb klingt sie aus der Box, als wäre sie vielleicht nicht 40 Jahre alt, aber doch zumindest 10. Holzig, mit sattem Bass und enorm laut! Wer hier ein paar Cowboy Chords spielt versteht sofort was ich meine.
Die original Gibson Saiten sind jetzt nicht wirklich schlecht, aber ich habe ziemlich schnell 12er Elixir Nanoweb (gibts z.B. hier bei Amazon) aufgezogen. Und das ist für den Sound direkt noch mal ein Boost. Für meine Ohren ist der Klang der Gibson J45 50s Faded ein absoluter Traum!

Für die Bühne: Verstärkter Sound
Für mich ebenfalls sehr wichtig ist der verstärkte Sound. Der L.R. Baggs Element VTC macht seinen Job genau so, wie man sich das vorstellt. Er klingt nicht so übel wie ein billiger Tonabnehmer, aber vom akkustischen Sound sind wir natürlich weit entfernt. Ich verwende allerdings ein TC-Helicon Play Acoustic und damit klingt die Gitarre direkt aus der Box richtig gut. Ich habe dann noch etwas an den Einstellungen herumgespielt und habe jetzt einen verstärkten Gitarrensound, der absolut bühnentauglich ist und nicht nach quackendem Piezo klingt!
Bespielbarkeit: Breit und angenehm
Die J45 hat einen sehr breiten Hals. Das muss man mögen, denn es ist eher Klassikgitarre als E-Gitarre. Ich finde den etwas größeren Saitenabstand sehr angenehm, da ich größere Finger habe. Ich greife gerne bei einem H-Moll (B-Moll) daneben, aber hier ist mir das bisher noch nicht passiert. Auch Picking macht Spass, allerdings muss ich zugeben, dass ich nicht so der Fingerstyle Mensch bin, sondern Strumming bevorzuge. Auch nach mehreren Stunden spielen war meine Hand entspannt und ich hatte keine Probleme mit Krämpfen.
Die J45 50s Faded auf der Bühne
Meine ersten Tests mit der J45 50s Faded auf der Bühne waren sehr positiv. Das geringe Gewicht sorgt dafür, dass ich auch nach vier Stunden keinerlei Schulterschmerzen habe. Der Tonabnehmer macht was er soll und liefert einen guten Sound. Ich spiele mit In Ear Monitoring und habe deshalb keinen großen Lärm auf der Bühne. Deshalb hatte ich bisher auch noch keinerlei Feedback Probleme. Für den Fall der Fälle habe ich mir aber einen Feedbackbuster präpariert und eine Aussparung für den Tonabnehmer im Schallloch rein geschnitten (wichtig, damit man diesen nicht herausdrückt). Da ich Country Musik mache, ist der Look der Gitarre ein zusätzlicher Bonus, denn sie schaut einfach direkt nach Wild West Romantik aus. Der Retro Style ist ein echter Hingucker.
Ein kleiner Makel ist allerdings, dass ich die Gitarre regelmäßig nachstimmen muss. Meine Yamaha FGX5 stimme ich 1x pro Woche und sie hält ihr Tuning gefühlt endlos. Die J45 muss ich nach einer Stunde spielen immer mal kontrollieren. Auch ein Capo sorgt dafür, dass sich die tiefe E-Saite etwas nach oben stimmt. Deshalb stimme ich diese generell ein paar Cent tiefer, damit sich das ausgleicht. Hier sind dünnere Saiten wahrscheinlich von Vorteil.
Mein Fazit zur J45 50s Faded
Wer eine Gitarre mit wunderschönem Look und dem unerreichten Sound einer J45 sucht, ist hier genau richtig. Der Preis mit über 2000€ ist natürlich hoch, aber immerhin ist die Faded günstiger als andere Gibson J45 Modelle. Für mich als Bühnenmusiker hat diese Gitarre viele Vorteile, vor allem das geringe Gewicht und die gute Bespielbarkeit. Man muss mit ein paar Macken leben, aber das macht diese Gitarre vielleicht auch erst interessant!
Fun Fact: Am 14.02.2025 hat Wade Bowen in München gespielt und stand mit einer Gibson J45 50s Faded auf der Bühne

0 Kommentare